Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.06.2018

Massnahmen gegen «Deppen-Falle»

Vor 20 Jahren wurde die SBB-Unterführung an der Rheinstrasse eröffnet

Das Tiefbauamt des Kantons Thurgau plant Massnahmen, um die Durchfahrt durch die SBB-Unterführung an der Rheinstrasse in Frauenfeld zu entschärfen. In den vergangenen Jahren sind dort Dutzende von hohen Fahrzeugen stecken geblieben, häufig Mietfahrzeuge mit Lenkern, die sich der Gefahr nicht bewusst waren.

 

 

Schon bald einmal nach der Eröffnung im Herbst 1998 hatte die SBB-Unterführung an der Rheinstrasse den Namen «Deppen-Falle» erhalten. Dies, weil Fahrzeuglenker die beidseitig angebrachten Höhenbeschränkungen ignorierten und oftmals ungebremst in das SBB-Brückenwerk fuhren – wo die Fahrzeuge dann wortwörtlich stecken blieben.

Nun wird gehandelt
Im Zeitraum vom 1. Januar 2008 bis 31. Dezember 2017 ereigneten sich dort 25 polizeilich registrierte Verkehrsunfälle – in der Zeitspanne davor seit der Eröffnung im Jahr 1998 dürfte die Zahl etwa gleich gewesen sein. Das Rekordjahr war das Jahr 2017 mit 7 Unfällen, wie das kantonale Tiefbaumt auf Anfrage mitteilt. «Dies ist mit ein Grund, weshalb wir nun zusammen mit der Stadt Frauenfeld zusätzliche Massnahmen prüfen, um diese potenzielle Unfallstelle weiter zu entschärfen», sagt der stellvertretende Kantonsingenieur Benedikt Eberle.

«Kein Unfallschwerpunkt»
Gemäss VSS-Norm (Strassenverkehrssicherheit) ist die SBB-Unterführung Rheinstrasse mit einer Durchfahrtshöhe von 2,70 Meter nicht als Unfallschwerpunkt eingestuft. Es sind denn auch grösstenteils Chauffeure ohne Routine, die mit Miet-Fahrzeugen und Anhängern in der Unterführung stecken bleiben und nicht Berufs-Chauffeure. Dabei dürfte die Zahl an Kollisionen mit dem Brückenbauwerk noch etwas höher sein. Denn es wurden wohl nicht alle Fälle den Behörden gemeldet. Wenn auch die exakte Anzahl der Kollisionen nicht auszumachen ist, so steht eines zumindest fest: Die Unterführung sorgte respektive sorgt für viele Aufträge bei Spenglern und für hohe Kosten für Versicherungen respektive für Unfallverursacher.

Während fünf Stunden geschlossen
Bevor die SBB-Unterführung am Schlossberg erstellt wurde, befand sich dort während vielen Jahrzehnten ein Bahnübergang mit Barrierenanlage. Diese wurde ab 1966 automatisch gesteuert. Aufgrund des zunehmend dichteren Fahrplans war die Barriere an der Rheinstrasse am Ende durchschnittlich während fünf Stunden pro Tag geschlossen – und insbesondere die Fahrzeuge vom Schaffhauserplatz her bildeten jeweils eine lange Kolonne. Deshalb wurde respektive war die Aufhebung dieses Bahnübergangs von langer Hand geplant. Letztmals senkten sich die Barrieren am Schlossberg am 17. November 1997. Bereits elf Monate später, am 22. Oktober 1998, konnte die SBB-Unterführung an gleicher Stelle eröffnet werden. Damit war die Nord-Süd-Strassenverbindung im Bahnhofbereich wiederhergestellt.

Teil des Projekts «Bahnhof 2000»
Die Neugestaltung der Strassenanlagen am und um den Bahnhof waren ein zentraler Teil des Projekts «Bahnhof 2000», das zur Entflechtung von Öffentlichem Verkehr und Individualverkehr realisiert wurde. Das Herzstück bildet dabei die tiefergelegte Bahnhofstrasse mit dem unterirdischen Kreisel, die für den Durchgangsverkehr erstellt wurden. Mit der Verlegung des Durchgangsverkehrs in den Tunnel entfiel auch die lichtsignalgesteuerte Schlossberg-Strassenkreuzung und damit der Lärm und die Abgase der anhaltenden und abfahrenden Motorfahrzeuge.
Gleichzeitig wurde der Bahnhofplatz, den sich bis dahin Postauto, Stadtbus, Taxis, Reisecars und Fussgänger resp. Bahnkunden geteilt hatten, von der Hauptlast «Durchgangsverkehr» befreit. Davon profitierten nicht zuletzt die Fussgänger als schwächste Verkehrsteilnehmer. Denn sie hatten früher zu Stosszeiten bisweilen Mühe, die Bahnhofstrasse vor dem Casino zum Bahnhof hinüber – und umgekehrt – sicher zu überqueren.

Mit dem Bau des 100-Mio.-Franken-Gemeinschaftsprojekts «Bahnhof 2000» von Stadt, Kanton und SBB wurde am 1. Januar 1996 begonnen, die Ein­weihung erfolgte zum Jahreswechsel 1999/2000.

Andreas Anderegg