Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.05.2015

Hallo Anders!

Der Amtsantritt des neuen Stadtpräsidenten steht unmittelbar bevor

Am 1. Juni ist Start für den neuen Stadtpräsidenten Anders Stokholm. Er löst Carlo Parolari ab (s. Seite 28!), der sich nach 12 Jahren in der Stadtexekutive beruflich neu orientiert. Wir führten mit Stokholm ein Interview.

 

 

«Mein Terminkalender zwischen 1. Juni und Jahresende ist total frei von Einträgen», sagte Carlo kürzlich an einem Anlass. Stimmt Sie das nicht ein bisschen neidisch?
Nein! Erstens, ich mag es ihm gönnen, und zweitens freue ich mich auf die neue Herausforderung, auf all die Begegnungen! Das hat mir als Amtschef eher etwas gefehlt. Ich mag die Nähe zu den Menschen. Nein, ich bin auf Carlo nicht neidisch!

Wohnen Sie bereits in Frauenfeld? Oben oder unten?
Zu diesem Zeitpunkt (ends Mai) wohne ich noch nicht in Frauenfeld, aber ich bin angemeldet. Richtig zügeln werden wir aber erst, wenn mein Sohn die Matura gemacht hat: . In den Sommer­ferien. Wohnen werden wir «zmittst im Kuchen». An der Staubeggstrasse 12, wo wir uns einmieten, von dort aus schauen wir weiter. Die Idee ist, dass wir dann mal etwas in Eigentum nehmen, am liebsten irgendwo nähe Murg.

Erzählen Sie ein bisschen aus dem Nähkörbchen: Was hatten Sie alles zu erledigen zwischen Präsidentenwahl und dem bevorstehenden Amtsbeginn? Wie haben Sie sich vorbereitet?
Vorbereitet hab ich mich, indem ich bereits seit mitte April an den Stadtratssitzungen teilnehme und verschiedene Gespräche mit Carlo Parolari und den anderen Stadträten geführt habe, auch mit Ralph Limoncelli, und mich fortlaufend eingelesen habe in die Themen. Das ist der eine Teil. Der andere Teil war der Abschluss mit dem Sozialversicherungszentrum. Ich war am Auswahlverfahren für meinen Nachfolger mit dabei, habe mich aus den verschiedenen Konferenzen verabschiedet (Ausgleichskasse, IV-Stellen) und die Kontakte dort abgeschlossen.
Zudem habe ich ein iPhone von der Stadt gekriegt, auf dem bereits alle möglichen Termine gespeichert sind, inkl. Mail-Account, der bereits heftig in Betrieb ist.

Ich dachte, Sie machen nach dem Stress rund um die Präsidentenwahl mal 2 Monate Ferien....
Nüüt isch. Beim Nähen hast du die beiden Stoffteile ja auch nicht weit entfernt voneinander, sie müssen sich überlappen, sonst kann man sie nicht zusammennähen!

Haben Sie nebst dem üblichen Wochen-Freitag auch einen Frei-Tag in der Woche? Wie erholen Sie sich vom Stress?
So ganz freie Tage, wo nichts in der Agenda steht, ...das kommt vor. Das ist dann meistens der Sonntag. Ich achte darauf, dass ich möglichst einen Tag habe, an dem ich terminfrei bin, für die Familie, für mich selbst. Einfach mal nichtstun ist auch gut, wenn man während der Woche aktiv ist. Im Sport brauchst du Regeneration. Das brauchst du auch im Beruf. Man wird wieder aufnahmefähig. Wenn man leer wird, kann man wieder füllen. Sonst bist du im Hamsterrad, das darf nicht sein.
Wie erhole ich mich? Es gibt Tage, da sitze ich einfach mit meiner Frau zu Tisch und wir reden. Oft gehen wir spazieren, oder ich treib ein bisschen Sport, jogge, fahre Velo, sehen uns im Kino einen Film an. Sich erholen heisst: «dureschnuufe».

Wie ist Ihre Arbeitstaktik: Warte, luege, lose, laufe?
Gutes Motto, aber das «Warten» gefällt mir nicht am Anfang. «Warten» bedeutet, dass man reagiert statt agiert. Die Reihenfolge lautet besser: LUEGE, LOSE, LAUFE,... und dann warten: Um zu sehen, wie sich das Ergebnis entwickelt. Und dort braucht es Geduld! Aber mit dem Warten anfangen, nein, das würde ich nicht (lacht).

Welche Dinge nehmen Sie – sagen wir mal, in den nächsten Wochen – in Angriff?
Das eine ist: Die ganze Verwaltung kennenlernen, die Ämter besuchen, und das andere: die Legislaturschwerpunkte festlegen. Die vergangene Legislatur ist vorbei, jetzt kommt die neue 2015 – 2019. Was wollen wir uns vornehmen für die nächsten 4 Jahre? Das erzähle ich jetzt an dieser Stelle der Frauenfelder Woche nicht....(lacht), sondern zuerst meinen Kolleginnen und Kollegen.

Mittelfristig gesehen: Welche Felsbrocken im Weg umrunden Sie besonders angriffslustig, um zu sehen, wo der Hebel anzusetzen ist?
Das ist vor allem die «Stadtentwicklung» als Oberbegriff über ganz vieles. Da haben wir z.B. das Altstadtthema mit der Begegnungszone, die wir jetzt in der 1-jährigen Versuchsphase genau beobachten. Wie kommt das, kommt das gut?, auch gerade im regen Austausch mit den Betroffenen, die dort leben und arbeiten. Aber das ist nur ein Teil. Ein anderer ist die ganz grosse Geschichte: Was passiert im Osten? In welche Richtung geht die Entwicklung, wie können wir sie gestalten? Da müssen wir ja auch schauen, dass wir nicht nur reaktiv, sondern eben auch gestalterisch unterwegs sind.
Ein weiteres Thema, das wir nicht vergessen dürfen, auch wenn es erst 2020 aktuell wird: Die Kaserne. Der Verkehr ist ein Thema, an dem wir dranbleiben müssen: Es reicht nicht zu sagen, Jaja, die nächsten Jahre geht nichts mehr. Nein, wir müssen schauen: Wie bringen wir das auf einen guten Nenner? Das sind in meinem Ressort wohl die wichtigsten Aufgaben. Und last but not least: Das Zusammenspiel im Stadtrat in der neuen Zusammensetzung optimal gestalten.Wenn ein Neuer dazukommt, gibt das auch immer eine Veränderung.

Werden Sie auch Fehler machen?
Sicher werde ich Fehler machen. Solange man diese korrigieren kann, dürfen sie sein. Es wäre schlimm, wenn man keine Fehler machen dürfte. Es ist fast ein bisschen verdächtig, wenn einer ganz fehlerfrei durchs Leben kommt. Besonders fatal ist, wenn man vor lauter Angst vor Fehlern nichts mehr tut.

Mit Ihnen kann man gut reden.
Ja! An dem solls nicht fehlen.

Anders Stokholm, wir wünschen Ihnen Spass und besten Erfolg im Amt!