Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.05.2015

Sportlerin des Jahres, Angelica Moser, setzt sich hohe Ziele

Die Frauenfelder Sportlerin des Jahres 2014, Angelica Moser, richtet ihren Fokus bereits auf Rio 2016. An den Olympischen Sommerspielen möchte sie im Stabhochsprung dabei sein. Eine hohe Hürde allerdings.

 

 

In ihrer noch jungen Karriere hat die 17jährige Angelica Moser aus Andelfingen schon für einige Highlights gesorgt, etwa als Youngster des Jahres 2014 von Swiss Athletics. Und seit sie an einem Freitag dem 13. im Frauenfelder Rathaus Mitte März als Sportlerin des Jahres geehrt wurde, kann es nur noch weiter aufwärts gehen. Kein Wunder eigentlich, stammt sie doch aus einer besonders sportlichen Familie. Beide Eltern frönten der Leichtathletik und auch ihre ältere Schwester Jasmin (20) widmet sich ebenfalls dem Stabhochsprung. Klar, dass die «Kleine» das auch versuchte, aber zuerst den Mehrkampf (2013 wurde sie Zweite an den Schweizer Meisterschaften) favorisierte. Die beiden Schwestern trainieren noch heute ab und zu miteinander.

In China Fahnenträgerin
Dabei hat sich doch Angelica Moser von 2003 bis 2013 vorwiegend dem Kunstturnen gewidmet. Allerdings hat sie sich schon im Alter von sieben Jahren für die Leichtathletik interessiert und eigentlich in allen Disziplinen versucht. Sie wurde unter anderem sogar Junioren-Schweizer-Meisterin im Kugelstossen (4 Kilo) mit 12,20 Meter. Erst ab 2009 stand der Stabhochsprung klar an erster Stelle. Es ging rasant aufwärts. Gold in dieser Sparte gab es schon in Utrecht (Ho) 2013 am euro­päischen Jugend-Festival. An der Jugend-Olympiade in Nanjing im Jahr darauf folgte der nächste Exploit. Die am 9. Oktober 18 Jahre alt werdende Zürcherin marschierte in China als Schweizer Fahnenträgerin ein.
Das schien sie wenig später vor 20 000 Zuschauern im Stadion besonders zu motivieren. Mit einer neuen Bestleis-tung von 4,36 Meter (vorher 4,32 und ein Jahr zuvor erst 4,07) liess sie sich im Stabhochsprung die Goldmedaille umhängen. Ihr eindrücklicher Wettkampf begann mit überwundenen 4,10 und 4,20 jeweils im ersten Versuch und so hatte sie den Sieg bereits auf sicher. Dann waren immerhin drei Anläufe für die 4,36 nötig. Erst auf der U18-Weltrekordhöhe von 4,48 war Schluss.

Übrigens: An den Schweizer Meisterschaften 2014 in Frauenfeld landete sie als Dritte bereits bei der Elite auf dem Podest. An der Hallen-EM in Prag anfangs März erlebte das Talent Angelica Moser, die mehrere Schweizer Rekorde und Bestleistungen in den Nachwuchskategorien hält, ihre Premiere an einem Grossanlass bei den Aktiven.

Einmal in der Turnfabrik
Angelica Mosers Programm ist happig. Am Morgen weilt sie am Sport-Gymnasium in Zürich und am Nachmittag wird trainiert. Nur am Sonntag ist frei. Ihre Wochen-Lektionen absolviert sie im Winter zweimal in einer Halle in Ellikon, im Sommer in Winterthur. Daneben übt sie je zweimal beim LCZ in Zürich und in Magglingen. Stets am Donnerstag nachmittag trifft man die junge Frau auch in der Turnfabrik in Frauenfeld (an der Wand hängt ein grosses Poster von ihrem Goldsprung in China) an, wo sie das normale Kunstturn-Programm mit ihren Kolleginnen um Trainerin Daniela Zuber abspult. Diese Gruppe funktioniert gut. Moser gesteht strahlend: «Wir haben es trotz aller Ernsthaftigkeit lustig miteinander. Ich spreche nicht gerade wenig und still sitzen kann ich sowieso nicht. Bei mir muss stets etwas laufen.» Aber was bringt ihr als Stabhochspringerin das Kunstturnen im Thurgau? «Kraft, Körpergefühl und Disziplin.»

EM in Schweden als Ziel
Unter den Fittichen von Trainer Herbert Czingon, dem ehemaligen Deutschen Bundestrainer, will sich Angelica Moser (die nebst dem STV Frauenfeld auch dem LC Zürich angehört) stetig verbessern. Das grosse Ziel in diesem Sommer heisst U20-Europameisterschaft in Schweden. Was steht anschliessend im Blickpunkt? Überlegen muss sie nicht lange: «Die Olympischen Sommerspiele in Rio 2016 locken natürlich gewaltig. Aber die Limite für eine Teilnahme in Brasilien wird bei mindestens 4,50 Meter liegen. Das ist eine extrem hohe Hürde und wohl nur schwerlich zu schaffen. Aber es ist mein erklärtes Ziel.» Und wenn das nicht klappt? «Dann will ich unbedingt 2020 in Tokio dabei sein.»

Seit Wochen ist Angelica Moser voll im Leichtathletik-Training: «Eben weilte ich für zwei Wochen im italienischen Formia im Trainingslager. Es war sehr schön und es hatte auch viele andere gute Stabhochspringer, was enorm produktiv war.» Sie lacht herzlich: «Ja, trainingsmässig läuft zum Glück alles nach Plan.» Ruedi Stettler

 

 

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