Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.01.2015

Kuba: Chnuri‘s Wohnsitz im Grünen

Ist es nicht hübsch, das Häuschen, das sich der Chnuri zugelegt hat? Dazu gehören der Schuppen, ein paar Palmen und Hühner sowie Antonio‘s hübsche Tochter Juanita (ein bisschen zu jung, egal). Im Häuschen hat‘s gerade Platz für ein Bett, einen Tisch und Stuhl, eine Kochnische und eine Dusche mit Durchlauferhitzer. Es ist einsam hier draussen!

 

 

Zur Küste am Golf von Mexiko sind es 10–15 Kilometer, aber kein Strand findet sich weit und breit. Der Boden wird sumpfig und weglos und geht nahtlos in Mangrove-Wälder über. Kuba liegt in der «Karibik», das soviel bedeutete wie: «carry beyond the border» = «über die Grenze bringen». Im 17. Jahrhundert wurden Strafgefangene «über die Grenze gebracht», d.h in die Karibik verbannt. Manchmal kann man noch heute erahnen, warum.

Heute ein Ferienparadies, darf Kuba dennoch nicht mit Mallorca verwechselt werden. Die Leute ticken anders, die Infrastruktur ist mangelhaft, die Duschen funktionieren nicht, es gibt keine Fahrpläne und Wegweiser. Es gibt auch kein Werkzeug, um eine Velopanne zu beheben. Am günstigsten ereignet sich eine Panne mitten in Havanna, wo man sich durchfragen kann, bis irgend­jemand jemanden kennt, der einen Inbus-Schlüssel in der richtigen Grösse besitzt. Der Chnuri hatte sein Werkzeug natürlich selbst mit dabei.
Auch eine Unterkunft finden auf dem Land setzt Adrenalinschübe frei. Die Kubaner dürfen Ausländern nicht einfach ein Zimmer vermieten, das geht nicht! Es ist staatlich klar geregelt, wer darf und wer nicht. Man muss deshalb genau wissen, ob es am Tagesziel «casas particulares» gibt. Wehe dem, der mit letzter Kraft vor dem Eindunkeln ein Dorf erreicht, und es gibt dort kein Privatquartier. Dann kann er in stockdunkler Nacht in der Wildnis inmitten undefinierbarer Laute und Millionen von Moskitos übernachten (wie letzten Sommer im Auenwald an der Thur: Die Mücken haben einen schier aufgefressen). In der Nacht fahren geht nicht. Schlaglöcher so tief wie Baustellen in Frauenfeld und Schotterpisten so steinig wie das Bett eines Gebirgsbachs sind keine Ausnahme (vor allem an der Küstenstrasse im Nordwesten). Man kann aber trotzdem morgens losfahren und auf ein Privatquartier hoffen. Findet man eins, ist man bestens aufgehoben. Für ein paar Franken kriegt man ein gutes, grosses Bett und ein hervor-
ragend gekochtes, ganz einfaches «Galadiner» bestehend aus Salaten, Huhn, schwarzer Bohnensuppe, gebratenen Bananen-Rädli, Reis und Früchten.

Am 18. Dezember begann die Radreise und führte durch den Westen Kubas quer durch die Cordilleres de Guaniguanico. Grosse Höhenunterschiede galt es nicht zu bewältigen, aber das ständige Auf und Ab hat ganz schön an den Kräften gezehrt. Intensivster Farbtupfer war Vinales, der Chnuri konnte sich von dem Ort kaum losreissen. Zuerst erlebte er aber Havanna. Die 2-Millionen-Metropole ist umwerfend, es gibt nichts Spannenderes. Auch die letzten 2 Nächte verbrachte er in der Hauptstadt, wo er einen Jahreswechsel genoss, so fröhlich wie schon lange nicht mehr. Der Staat hatte verboten, Feuerwerk abzuschiessen, die Habaneros hielten sich daran. Es war kein einziger Knaller zu hören. Dafür wurden die Touristen aus Fenstern und Balkonen mit Wasser beworfen, da klatschte tonnenweise kühles Nass aus Eimern und Kübeln auf verdutzte Köpfe herab, Schlag Mitternacht. Der Chnuri betrachtete aus sicherem Unterstand die Szenerie und amüsierte sich köstlich.
Kuba ist ihm ans Herz gewachsen. Ein grosser Dank gilt Patrick Wirth für seine wertvollen Tipps! (s. «Kleiner kubanischer Reiseführer» im Innern des Blatts.)