Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.08.2014

Zweimal Kirchgasse

Wer hat nicht schon durch die Kirchgasse einen Blick auf die Turmuhr der evangelischen Kirche geworfen? Zwischen den beiden Aufnahmen liegt ein Zeitraum von fast 100 Jahren, und beide Male zeigt die Uhr kurz nach 3 Uhr an, damals mit einem einzigen Zeiger vor römischen Ziffern, heute in moderner Abstraktion.

 

 

Fast gleich wenig hat der Zeiten Lauf in diesem Winkel verändert. Im Kern stammt der Turm immer noch von 1645, nur die Aussenhaut ist 1927 erneuert worden. Ländliche Gotik wurde ins Kleid «moderner» Sachlichkeit gesteckt. Quergurten, Portalgiebel und Masswerk im Fenster fielen weg, der gestaffelte Turmabschluss legte seine Kopflastigkeit ab. Der Betrachter von damals würde sich wundern, dass die übrigen Gebäudeformen in der Gasse sich unverändert erhalten haben. Einzig das Restaurant in der «Glocke» würde er vermissen. Und der «Metzgerbrunnen», an dem die Leute der nahen Metzgerei ihre Geräte wuschen, wurde gegen den «Meitlibrunnen» eingetauscht. Raten Sie mit, was damals auf dem einfachen Karren hinter dem Brunnen transportiert wurde! Ich tippe auf zwei Fässlein Wein.

Text Angelus Hux; Postkarte aus der Sammlung von Ueli Ernst, Frauenfeld; Bild 2014©FW