Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 07.05.2014

Mit Musik gegen die Armut

Im Casino traten letzten Mittwoch vier Musiker aus der Dominikanischen Republik mit der Jugendmusik Frauenfeld auf. Ermöglicht hat dies der Verein «Musik über Meer».

 

 

«Wenn ein Kind ein Instrument in der Hand hält, hat es keine Hand frei für eine Waffe», sagte die dominikanische Kulturministerin Samanta Olivero am vergangenen Mittwoch im Casino Frauenfeld – und erntete dafür tosenden Applaus. Sie umschrieb mit ihren Worten die Botschaft des gemeinnützigen Vereins «Musik über Meer» treffend: Mit der Freude an Musik können Perspektiven für junge Menschen in Entwicklungsländern geschaffen werden.

Musik gibt Halt im Leben
Seit 2003 unterstützt «Musik übers Meer» Orchesterprojekte in der Dominikanischen Republik. Beinahe 500 gut erhaltene Musikinstrumente wurden seither gespendet. «Musik berührt Menschen und gibt ihnen Halt im Leben. Instrumente, die hier nicht mehr gebraucht werden, können am andern Ende der Welt viel bewirken», sagt Cornelia Diethelm, Präsidentin des Vereins. Aus der ursprünglichen Idee, ein Orchester zu gründen, sind heute 14 Orchester im ganzen Land geworden – auch mit Unterstützung des Dominikanischen Kulturministeriums.

Über zehn Jahre nach der ursprünglichen Idee spielten nun erstmals vier junge Musiker aus der Dominikanischen Republik in der Schweiz. Zehn Tage vor dem grossen Auftritt landeten sie: José Manuel Mendez (Horn), Rubelis Mendez (Klarinette), Lisandra Martínez (Flöte) und Martín Feliz (Trompete). Die Auswahl aus den über 500 jungen Musikern gestaltete sich indes nicht einfach: «Wir haben uns entschieden, aus den ältesten bestehenden Orchestern zwei Mädchen und zwei Jungen auszuwählen, die auch die verschiedenen Landesteile ihrer Heimat widerspiegeln», sagt Diethelm. Gewählt wurden also nicht die besten vier, sondern jene, die sich am meisten engagiert oder in letzter Zeit die grössten Fortschritte gemacht haben.

«Je mehr Musik – desto weniger Gewalt»
Nach der Ankunft stand jedoch statt Sightseeing tägliches Proben für den gemeinsamen Auftritt mit der Jugendmusik Frauenfeld auf dem Programm. Inmitten der Frauenfelder fielen die vier Exoten kaum auf, sie trugen die alte, blau-graue Uniform der Jugendmusik, nicht ohne Stolz. Neben der Vorbereitung blieb dann aber doch noch ein wenig Zeit, einen Teil der Schweiz zu entdecken: Beim Ausflug auf den Säntis sahen die vier Dominikaner erstmals in ihrem Leben Schnee.

Beim Konzert am vergangenen Mittwochabend war das Casino Frauenfeld bis auf den letzten Platz gefüllt und die vier Neulinge spielten Stücke das «Zündhölzli» von Mani Matter oder Pepe Lienhards «Swiss Lady» so sicher, als hätten sie nie etwas anderes getan. Cornelia Diethelm zeigt sich zufrieden: «Nach den Konzerten in der Schweiz und einem Beitrag in der Sendung ‹Schweiz Aktuell› haben wir viele Instrumentenspenden zugesagt bekommen. Im Herbst werden rund hundert weitere Instrumente übers Meer reisen.» Sie ist überzeugt: «Je mehr Musik es gibt, desto wenig hat Gewalt eine
Chance.»(pm)

 

 

Mit Musik gegen die Armut