Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.03.2014

Es geht weiter...

Das Facebook-Büchlein: «Du bisch vo Frauefeld, wenn...» wird immer dicker: Ein Wälzer ist daraus geworden.
Mittlerweile sind es tausende Einträge. Noch täglich kommen neue hinzu. «Du bisch vo Frauefeld, wenn»... ist ein vorgezogenes Stadtfest, ein Geschichtslehrbuch und ein Philosophie-Kompendium in einem. Hier lernt man die Frauenfelderinnen und Frauenfelder hautnah kennen und erhält zugleich einen Überblick über die neuere Stadtgeschichte.

 

 

• und en Polizischt vor dä Tür gschtandä isch, mini Muetter sig z SCHNELL mit em VELO dur de Kreisel gfahrä ... ha-ha
• wend bim alte Migro uf em Gländer ghocket bisch am Mittwuchnomittag zum d‘ Jungs abchecke.
• Wenn d no de Krimi am Bahnhof erlebt hesch, rauchendi Pneus, quitschendi Räder i de Hauptrolle Gebrüder Hofstetter, also i ha huere Respekt und Schiss gha amigs am Bahnhof und glich d Neugier het mi ane triebe.
• wänd weisch wo de Vatikan isch und sogar mal det ine gwohnt häsch
• …wenn di no dra erinnere chasch, dass öpper (ich glaube er het Schmid zum Nochname g‘heisse) im Mühletöbeliwald innere Wasserstube bim Füürlä verstickt isch. Die händ‘s dann gli druffabe mit emene Gitter verschlossä und mir händ üsen g‘heime Träffpunkt verloorä.
Diä Buäbä sind am morge abghaue und sind i diä Höhli. Fürli gmacht und erstickt.
Sind öppe 3 gstorbe und dä eint isch ebe dä Thömeli Gross gsie. Sind glaub‘s fascht alli vom Wellhuserweg gsie
• wännt scho mitem cküde schwarz abgsoffe bisch. über inn gitts tonnewiis gschichtene und er isch au en grosse philosoph und – sauf gsii, wertvolles mitglied i oisem filosofeclub wo jewiils am mäntig OBEN IM SCHTÜBLI vo de frau buumä taget hätt
• No weisch das gfängnis a de freiestross gsie isch, via promenadestross mit de insassä redä hasch chönnä und de eint oder ander au no kennt häsch
• Cool gsi, so hends au mol ä Freud gha. I han immer gwunke, egal, öb kennt oder nit.
• Pension läubli, hät mä amigs gseit!!!
• ha länger i de freiestross gwonnt. woni znacht vebiigloffe bin, hät eine zum fänsch­ter useglueget und gfrööget «häsch öppis zum kiffe?»
und wenn ja, was dänn? hätter gfunde «ich laa dir e schnuer abe usem fänschter, chasch es gräsli oder en bolle annehäncke!» han abernatürli nüüt debii ghaa – a dem abig
• ...wenn du damals Endi 50er-Johre als Lusbueb i de Frauebadi dur d‘Löcher i de Holzwänd dureglueget häsch i de Hoffnig nackti Fraue z‘gseh :-) au weia ! Im damals prüde Frauefeld ! Hüt nüme vorschtellbar aber damals für pupertierendi Jungs en Graus !
• …wenn me erlebt hät wo de René Theiler selig 1974 de Fernseh us em Hotel Touring gschmisse hät well d‘Holländer im WM Final in Münche vo de Dütsche uf d‘Schnorre übercho händ.
• wenn‘d bi guetem Wind s Brülle vo dä Löwe vom Plättli Zoo no bis is Oberwiese abe ghört häsch
• …wenn emol mit de Rollschue d‘Himalaya abegflitzt bisch!

Sorry!
Bisch du au vo Frauenfeld, …

... wenn es so hat sollen sein, dass du bereits ein halbes Leben in Frauenfeld lebst, hier alt geworden bist, und doch immer mal mit dem Gedanken gespielt hast oder spielst, von hier wegzuziehen? Das tönt wie Gotteslästerung nach der Lektüre eines Gutteils der tausenden von Facebook-Einträgen im Format: «Du bisch vo Frauefeld, wenn...», die keinen Zweifel an der Güte der Stadt und ihrer BewohnerInnen aufkommen lassen.
Der Chnuri wird im Juli 62, seit 1985 lebt er in Frauenfeld, ein heruntergeschwemmter. Und würde nie von hier weggehen, weil er Frauenfeld ehrlich heiss liebt. Die Liebe kann auch ins Gegenteil umschlagen, für kurze Momente!
Sind Chnuri‘s gelegentliche Zweifel – anscheinend hat er die als einziger – nur Anzeichen einer sich verstärkenden Midlife-Crisis? («Ja, willst du denn 104 Jahre alt werden?»). Die FrauenfelderInnen sind nämlich sehr liebenswürdig, aber sie sind auch unverbindlich. Sie sind oft wie glatte Wände, wo man nicht weiss, wo man den Hebel ansetzen muss. Sie zeigen gern die kalte Schulter. Sie laufen aneinander vorbei. Sie sagen nichts. Und wenn man die Jungen sieht, wie sie mit Kopfhörern im Ohr achtlos auf die Strasse trampeln, kriegt man den Eindruck, die haben mit der näheren und weiteren Umgebung abgeschlossen.

Erst seit gestern weiss der Chnuri, warum er in Frauenfeld geblieben ist und bleiben wird: Diese Facebook-Einträge zeigen ein anderes, sehr persönliches, lebendiges Bild. All diese FrauenfelderInnen waren einmal wirklich jung, vital, schön, zu Streichen aufgelegt! Und sind es noch heute. Die Initiantin hat es geschafft, die Leute aus der Reserve zu locken, etwas von sich preiszugeben. Es wird klar, was man geahnt hat: Es steckt viel mehr hinter der Fassade, als sie vorgibt.
Hier steht‘s schwarz auf weiss, warum ich euch liebe. Aber manchmal – selten! – kippt das Gefühl, für
kurze Momente.

Klar ist seit gestern: Der Chnuri wird 104, in Frauenfeld. Bäääh!

 

 

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