Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 12.02.2014

Zweimal «Saurer Winkel», 1927 und 2014

Schön, dass sich mitten in der Stadt, an der Freien Strasse, der alte Platz bei der evangelischen Kirche bis heute erhalten hat und noch nicht einer Überbauung weichen musste. Aber schön war die umrahmende Häusergruppe vor 87 Jahren keineswegs.

 

 

Noch steht auf dem ersten Bild die alte evangelische Kirche von 1645, wenn auch der Schutthaufen auf begonnene Bauarbeiten hinweist. Im Haus mit der hohen Brandmauer arbeitete einst ein Küfer, der seine Weinfässer am Brunnen putzte und «verschwellte». Des Küfereigeruchs wegen wurde der Platz «saurer Winkel» genannt. Zwischen diesem Haus und der Kirche war einst ein freies «Höfli», das später aufgefüllt wurde. Verdichtetes Bauen schon damals! Das kleinere Haus rechts war ein Doppelhaus für den Mesmer und für einen Schreiner.
Im Zuge des Kirchenneubaus von 1927 –1929 plante der Architekt Hans Wiesmann, Müllheim/Köln, auch ein Kirchgemeindehaus mit Sälen und Mesmerwohnung. Die einheitliche und klare Gestaltung aller Fronten verrät die damals herrschende «neue Sachlichkeit». Könnte dieser hübsche Winkel nicht an lauen Sommerabenden – statt Parkplatz – ein herrlicher Serenadenort sein?
(Angelus Hux)

Die historischen Vergleichs-Bilder stammen aus dem neuen Fotoband «Die Fotografen Weber» in Frauenfeld von Angelus Hux. Das Buch ist für Fr. 38.– bei der Genius Media AG, Frauenfeld sowie im Buchhandel erhältlich.

 

 

Zweimal «Saurer Winkel»,  1927 und 2014