Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 15.01.2014

Zweimal Kartause Ittingen

Die Kartäuser schreiben über ihren Orden: «Cartusia numquam reformata quia numquam deformata» – «Nie erneuert, weil nie verdorben». Fast scheint es, diese Konstanz, diese unbeirrbare Beständigkeit manifestiere sich auch in der Anlage der Kartause Ittingen.

 

 

Die gleiche Ruhe, die das Bild aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts ausstrahlt liegt auch 75 Jahre später noch über dem einmaligen Gebäudeensemble. Die Zeit scheint stillgestanden – auf den ersten Blick. Nur wer genauer hinschaut, wird Unterschiede ausmachen, die auf den zweiten Blick doch erheblicher sind als zuvor gedacht. Der ratio­nellen Bewirtschaftung der Felder sind zahllose Hochstämmer zum Opfer gefallen. Die Landschaft wurde geglättet. Wer heute von Uesslingen her naht, sieht links und rechts des Wegs keinen einzigen Baum. Die dichten, hohen Haine um den Fischteich und südlich des Gartens wurden als «Schattenwerfer» zum Tode verurteilt. Verblüffend, wie die eigentliche Klosteranlage sich fast unverändert an den Rebhang schmiegt. Einst wurde beim Waschhaus im Vordergrund noch Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Aus dem Naturgarten ist eine Gärtnerei geworden. Die Dachfläche eines Oekonomiegebäudes ist aufgerissen und streckt uns ein offenes Maul entgegen. Sonst hat sich alles – und dies trotz der gigantischen Belebung im Innern – aus einer längst vergangenen Zeit wunderbar hinübergerettet. Ein Denkmal mit der richtigen Pflege!(Angelus Hux)

Die historischen Vergleichs-Bilder stammen aus dem neuen Fotoband «Die Fotografen Weber» in Frauenfeld von Angelus Hux. Das Buch ist für Fr. 38.– bei der Genius Media AG, Frauenfeld sowie im Buchhandel erhältlich.

 

 

Zweimal Kartause Ittingen