Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.09.2013

Schloss Wellenberg – Kunstvolle Renovation

«Was ein Schloss interessant macht, ist seine Geschichte. Zerfällt das Schloss, geht auch die Geschichte verloren», erklärt Christof Schenkel. Um dies zu verhindern, wurde in den letzten Monaten auf Schloss Wellenberg fleissig am Dach gearbeitet. Die mit vielen Schwierigkeiten verbundene Aufgabe wurde jetzt erfolgreich abgeschlossen.

 

 

Die Bausubstanz, also Balken, Ziegel und Dachlatten, wollte man grösstenteils weiter verwenden. Dort, wo dies nicht mehr möglich war, mussten sie adäquat ersetzt werden. Um diese Renovation erfolgreich durchzuführen, musste bei den Handwerkern zuerst auf Qualität und ein gutes Team geachtet werden, die Kosten durften nicht die erste Priorität sein. «Mit zehn Jahren Garantie auf eine Arbeit können wir hier nicht viel anfangen», meint Schenkel. Die Erbauer des Dachstocks müssen ähnlich gedacht haben, immerhin hat der Dachstock 500 Jahre lang Wind und Wetter getrotzt.

Natürlich gibt eine solche Renovation auch immer die Chance, einige Entdeckungen zu machen. Unter anderem wurden im Dachstock Schriften freigelegt, die aber noch nicht alle entziffert werden konnten. Gefunden wurde auch ein Kinderschuh, der auf dem Dachstock gelegen hatte. Der Verarbeitung und Qualität des Schuhs ist anzusehen, dass die Besitzerin vermutlich einer Zürcher Familie angehörte, die damals das Schloss bewohnte. Solche Qualitätsarbeit war damals im Thurgau kaum aufzufinden.
Im Dachstock befindet sich mehr als nur eine Abstellkammer. Ein verzierter Türsturz und schön verputzte Wände verraten, dass dieser Teil des Schlosses bewohnt war. Einer der Räume diente früher vermutlich sogar als Schlafzimmer, wie Christof Schenkel erklärt. Er argumentiert, dass das Schlafzimmer an dem Ort eingerichtet wurde, wo der erste Sonnenstrahl durchs Fenster fällt – so weit oben wie möglich. Aufwändig renoviert und mit einem Ofen ausgestattet ist der Raum das Prunkstück der Restaurierung. Über die Nutzung des Zimmers wurde noch nicht entschieden. Zwei andere Kammern im Dachstock werden bald eine Sammlung von Schusswaffen beherbergen, die auf Anfrage besichtigt werden kann.

Auf dem Dach sind wieder, wie vor einigen hundert Jahren, Fahnen in den Zürcher Farben zu sehen. Daneben ist der Glockenturm wieder hergerichtet worden und wird jetzt elektrisch betrieben, sodass er täglich um zehn vor zwölf schlägt. «Was die Stiftung Schloss Wellenberg erreicht hat, ist unglaublich», meint Christof Schenkel. Die gelungene Renovation unterstreicht diese Aussage. (sg)

 

 

Schloss Wellenberg – Kunstvolle Renovation