Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.05.2018

«Der Gemeinderat arbeitet effizient»

Gemeinderatspräsidentin Susanna Dreyer (CVP) zieht Bilanz zu ihrem Amtsjahr

Heute Mittwoch endet das Präsidialjahr der Frauenfelder Gemeinderatspräsidentin Susanna Dreyer (CVP). Sie, die seit 1. Mai 2014 im Stadtparlament ist, beurteilt den Ratsbetrieb als effizient und bedauert bei der Bilanz zu ihrem Amtsjahr einzig die «Frontenbildung» beim Thema Stadtentlastung.

 

 

Susanna Dreyer, wie fällt Ihre Bilanz zum Ende des Amtsjahres aus?
Meine Erwartungen wurden in jeder Hinsicht übertroffen. Ich hatte viele wertvolle Begegnungen mit tollen Menschen. Diese Begegnungen waren wirklich ein Hit. Ich habe sehr viele Einladungen für Anlässe ganz verschiedener Art erhalten. Zu Grossanlässen, Sportwettkämpfen, Vereinsanlässen und Einweihungen – ich bin beindruckt, wie aktiv Frauenfeld ist. Wenn es irgendwie ging, habe ich diesen Einladungen auch immer gerne Folge geleistet. Neben der operativen Tätigkeit als Gemeinderatspräsidentin darf diese Öffentlichkeitsarbeit nicht unterschätzt werden – sie ist wichtig und wertvoll.

Was war besonders positiv in diesen zwölf Monaten, gibt es einen Höhepunkt?
Ich denke, das war der Verlauf der Budgetsitzung. Ich hatte grossen Respekt vor diesem Geschäft und denke im Nachhinein, wir alle gemeinsam haben das gut über die Bühne gebracht. Erfreulich ist diese Bilanz auch aus persönlicher Sicht, hatte ich damals doch nur gerade rund zwei Monate Zeit, mich als Vizepräsidentin auf das Präsidium vorzubereiten. Der damalige Vize Christian Wälchli hatte aus gesundheitlichen Gründen ja kurzfristig verzichtet, worauf ich eingesprungen bin.

Hat es auch negative Ereignisse gegeben?
Nein, ich habe keine in Erinnerung. Ich bin ohnehin ein positiv denkender Mensch, und wenn es mal Reibereien gab, wurden diese angesprochen, bereinigt und waren dann jeweils schnell vergessen.

Bei welchem Geschäft hätten Sie sich gerne in die Debatte eingemischt?
Eigentlich hatte ich nie das Gefühl, mich irgendwo einbringen zu müssen. Die Debatten sind aus meiner Sicht recht gut verlaufen und es wurden jeweils alle wichtigen Aspekte beleuchtet und in der Folge gute Entscheidungen getroffen.

Wie beurteilen Sie das Klima im Gemeinderat?
Ich denke, das ist sehr gut. Oftmals wird zwar hart gekämpft in der Sache, anschliessend wird ein Entscheid aber respektiert. Es gibt auch keine sogenannten «Pulverrückstände» – wenn ein Thema abgeschlossen ist, gilt das. Überhaupt – alles in allem arbeitet der Gemeinderat effizient.

Also ist immer alles in Minne verlaufen?
Nicht ganz. Etwas erschrocken bin ich über die verhärteten Fronten beim Thema Stadtentlastung. Wegen des seit Jahrzehnten anhaltenden Wachstums von Bevölkerung und Mobilität ist davon auszugehen, dass der Individualverkehr weiterhin zunehmen wird. Deshalb muss die jetzige Generation Verantwortung übernehmen und die Weichen stellen. Aus diesem Grund unterstütze ich die Stadtentlastungs­variante 20 des Stadtrates. Rückblickend bedauere ich es, dass das Verkehrsentlastungsprojekt F21 damals abgelehnt wurde. Denn heute sind etliche Teile jenes Konzepts zwar realisiert – das Verkehrskonzept Ost mit dem Ausbau der Verbindung von Oststrasse und Zeughausstrasse via Langfeldstrasse, die Begegnungszone in der Altstadt und der Ausbau der Bahnhofstrasse inklusive Kreisel beim Altweg. Einzig die unterirdische Verbindung von diesem Kreisel zum Murgraum und der Anschluss an die St. Gallerstrasse fehlt nun. Dies hätte die Stadt damals 11,4 Mio. Franken gekostet und wäre gemäss Bauplan im Jahr 2011 fertig gewesen. Das Rad kann man leider nicht zurück drehen. Aber wir sollten daraus lernen.

Und wie denken Sie über die eher häufigen Wechsel im Gemeinderat?
Diese Wechsel haben ihren Grund vermutlich auch in falschen Vorstellungen über die Ratstätigkeit und allem, was dazu gehört. Ich möchte aber nicht urteilen. Vielleicht werden Kandidatinnen und Kandidaten einfach auch zu wenig aufgeklärt im Vorfeld über das, was sie als Mitglied des Stadtparlaments erwartet. Ich wünsche mir an dieser Stelle, dass die Wahlkampfleiterinnen und -leiter der kommenden Gemeinderatswahlen auf diesen Aspekt ein entsprechendes Augenmerk legen.

Was nehmen Sie mit in den Alltag als ehemals «höchste» Frauenfelderin?
Viele schöne Erlebnisse, die sicher noch lange nachhallen werden. Und auch noch mehr Offenheit und Verständnis gegenüber anders denkenden Menschen. Diese Faktoren werden meine künftige Ratstätigkeit bereichernd beeinflussen. Klar ist für mich ausserdem, dass ich bei den Wahlen im nächsten Jahr wieder antreten werde. Obwohl ich mit meinen 65 Jahren mittlerweile die älteste Gemeinderätin bin, ist die Motivation ungebrochen, mich für unsere schöne Stadt einzusetzen. Vorerst werde ich es aber sicher geniessen, wieder etwas mehr Zeit für mich selber zu haben.

Interview: Andreas Anderegg