Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.05.2018

Marcel Hug mitten unter den Superstars

Der weltbeste Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug hat in diesem Jahr schon einige turbulente Zeiten hinter sich. Zuletzt überzeugte der Pfyner an den Marathons in Boston (Sieg) und London (2.).

 

 

Marcel Hug probiert auch immer wieder neue Wege aus. Darum reiste er Mitte Januar mit Trainer Paul Odermatt und einem Trainingskollegen in die Wüste Dubais. Auf einer 100 Kilometer langen zweispurigen Velostrecke, ein wahres Paradies zwischen den Sanddünen, wurden lange Grundlagen-Einheiten absolviert. Auch konnte sogar ein Training auf der Formel-1-Rennstrecke in Abu Dhabi durchgeführt werden, weil die immer zwei Tage pro Woche für die Bevölkerung offen ist. Zum Abschluss dieses Aufenthaltes stand der Dubai Marathon an und da schaute bereits der erste Sieg heraus.
Unglücklich verlief dann der Abstecher an den Marathon in Tokio. Wegen einem medizinischen Problem an Bord musste das Flugzeug über Weissrussland wenden und daher verpasste Hug den Start in Japan. Und wohl einen weiteren Triumph.
Ein absolutes Highlight folgte in Monaco auf gesellschaftlicher Basis. Bei den Laureus World Sport Awards in Monte Carlo wurde Marcel Hug zum Welt-Behindertensportler des Jahres 2017 ausgezeichnet. Inmitten von zahlreichen Stars wie Roger Federer und den Grimaldi-Schirmherren Fürst Albert und Fürstin Charlène war das natürlich ein ganz besonderes Erlebnis für den Thurgauer. Nur Federer und Martina Hingis wurde als Schweizer bereits diese Sieger-Ehre zu Teil.
Erfolgreich verlief ein erster Zwischentest beim erstmaligen Start am Halbmarathon in London, der mit einem deutlichen Sieg endete. Der als ernsthafter Konkurrent vorgesehene Brite David Weir konnte nie mit dem Pfyner mithalten. Ein zweiter Trainings-Abstecher nach Dubai begann zwar gut, endete aber mit einem defekten Rennrollstuhl (Riss im Karbon der Hinterachse). Trotzdem durfte der 32-Jährige eine positive Bilanz ziehen, vor allem in den kürzeren Disziplinen. Eine starke Erkältung warf den Weltsportler danach etwas zurück. Mittlerweile war allerdings der neue Rennrollstuhl aus Japan eingetroffen und Marcel Hug reiste guten Mutes an den 122. Boston Marathon. Auch mit der Zuversicht, dass er in der Majors Serie bereits als Sieger der Jahreswertung feststand.
In den USA kam der fünffache Thurgauer Sportler des Jahres (2004 bis 2006 und 2012 und 2013) bereits zu seinem vierten Erfolg hintereinander. Dabei litt der älteste Stadtmarathon der Welt (1897) unter extrem schlechten Wetterbedingungen bei nur drei Grad, Dauerregen und Wind: «Das war bisher mein absolut härtester Marathon. Wegen den vielen heftigen Wasserspritzern musste ich irgendwann reagieren und ohne Brille fahren.»
Ganz anders, fast schon sommerlich, waren dann eine Woche später die Bedingungen in London. Auch hier fuhr Hug bis zum Schluss um den Sieg mit. Erst im Endspurt musste er sich dem einheimischen Mit-Favoriten David Weir hauchdünn geschlagen geben.

Ruedi Stettler