Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 21.02.2018

«Die Firmen machen einen sauguten Job!»

GV Industrie- und Handelsverein Frauenfeld am Montag im Casino

Es gab düstere Einblicke ins Innenleben der Schweizer- und Weltwirtschaft an diesem Abend, der gelassen-nachdenklich, aber nicht pessimistisch endete. Oliver Vietze, Präsident des IHF, entrollte ein Panoptikum der Gefahren und Chancen für Wirtschaft und Politik; vor allem sein Exkurs in die Entwicklung der digitalen Intelligenz raubte den Zuhörenden den Atem.

 

 

Kurz zusammengefasst: Die Weltwirtschaftslage ist zwar besser als erwartet. Sie reitet auf einer Welle, alle Kurven zeigen nach oben. Die weltpolitische Lage hingegen ist von Idiotie geprägt. Die Weltwirtschaft habe – so Oliver Vietze – eine Art Gelassenheit angesichts der Bedrohungen entwickelt, die es ihr erlaube, trotzdem zu funktionieren und sogar zuzulegen. Wie lange? Schützenhilfe für fundamentale (positive) Veränderungen könnte vielleicht von unerwarteter Seite kommen: Vom Durchbruch der digitalen Intelligenz, der unmittelbar bevorstehe. «Die digitale Intelligenz rollt wie ein Tsunami auf uns zu.» (Die Frage stand im Raum: Welcher Tsunami wird sich schneller durchsetzen, jener Trump’scher Prägung und des explodierenden Pulverfasses mit Kriegen, Migration, Umweltzerstörung, oder jener der digitalen Intelligenz?) In einer Serie frappanter Beispiele zeigte Vietze, was sich dahinter verbirgt und wie überexponentiell die Kurve des digitalen Zeitalters ansteigt. Wichtig wär, dass unser Land rechtzeitig auf diesen Zug aufspringen würde (also keine «Peanuts» mit Kantönligeist und Kompetenzgerangel...).

Das Glück des Tüchtigen
Zum lokalen / regionalen Wirtschaftsgeschehen fand er ermutigende Worte. Auch die Schweiz reite «auf der Welle» der Weltkonjunktur, aber nicht alle Wellen seien gleich gross, die Herausforderungen sind geblieben. Die Überbewertung des Schweizer Frankens habe sich zwar abgeschwächt, aber der schleichende Strukturwandel setze sich jetzt verstärkt durch. Zehntausende Stellen würden in der Schweiz gestrichen, Firmen verlegten ihre Standorte ins Ausland. Probleme seien u.a. das zunehmend schwierige Verhältnis zur EU, die gescheiterte Steuerreform, Gesundheitskosten, Fachkräftemangel (s.Kasten), die Kleingeistigkeit. «Die Eigenleistung der Unternehmen ist aber enorm, oder ist es das Glück des Tüchti­gen?» Die 61 Firmen des IHF be­schäftigen zurzeit 6363 Mitarbeitende und 303 Lehrlinge. «Das duale Bildungssystem bietet Vorteile, um die uns die ganze Welt beneidet.»
Der Ausländer-Anteil der Mitarbeiter beträgt satte 36 %. Was würden wir ohne diese Kräfte tun? Aber wir vergraulen sie fortlaufend, so der Referent.
Die Vernetzung untereinander und zwischen Wirtschaft-Schule-Politik auf lokaler Ebene sei hervorragend. Viele Instrumente würden genutzt, Berufsberatung, Berufswahlparcours, Orientierungspraktika, Tage der Frauenfelder Wirtschaft usw. Ganz neu wird die Zusammenarbeit mit der Kanti vertieft. Vietze ist ein nachdenklicher, Aha-Erlebnissen nicht abgeneigter, sprachgewandter Philosoph!

Zwei Varianten
Anders Stokholm überbrachte die Grüsse der Stadt und kündigte an, dass zwei der sieben Stadtentlastungsvarianten als Favoriten gewichtet würden und entsprechend dem Volk vertieft vorgestellt würden.
Der Abend klang mit einem hervorragenden Nachtessen von Hirt im Rhyhof und angeregten, intensiven Gesprächen am langen Tisch aus.

Eugen Benz

 

 

«Die Firmen machen einen sauguten Job!»

 

 

«Die Firmen machen einen sauguten Job!»