Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.01.2018

Interview mit Alois Hersche, Gemeindepräsident von Thundorf

Welche Projekte sind geplant?

 

 

Priorität hat die bauliche Entwicklung im Dorfinnern. Bei diesem wichtigen Projekt sehen wir gute Chancen für dessen Realisierung. Durch die laufenden Bauprojekte können wir mit einem kontinuierlichen Wachstum rechnen. Be­sonders erfreulich ist, dass neue Einwohnerinnen und Einwohner an verschiedenen Orten unserer Gemeinde Wohnraum finden. Die Frage nach Parkplätzen im öffentlichen Raum wird uns weiter fordern. Zumindest in Lustdorf steht eine Aufwertung und Nutzung eines Areals im Raum. In Thundorf sind weitere Abklärungen für eine überlegte Lösung nötig. Dafür werden wir uns Zeit lassen, auf allen Ebenen ausgereifte Entscheide zu treffen und dem Souverän zu unterbreiten.
Unsere Gemeinde soll sich weiter auf dem Weg einer eigenständigen starken und stolzen Landgemeinde entwickeln können. Einer Gemeinde, die sehr wohl ihren dörflichen Charakter beibehalten soll und aus eigener Kraft verschiedene Herausforderungen annehmen kann.

Die Zukunftskonferenz für Jugendliche mit den drei Gemeinden Matzingen, Stettfurt und Thundorf fand sehr guten Anklang. Welche Bedürfnisse hat die Thundorfer Jugend?
Für die Thundorfer Teilnehmer ist die Zeit ab 2030 interessant. Es wurden engagiert Themen diskutiert: Darunter fällt ein Grundeinkommen für alle. Arbeiten, was Freude macht. Neue Berufe wählen, die ein anderes Arbeitsmodell bedingen. Gewünscht ist bei den Jugendlichen weiter ein besonderes Kursangebot in der Gemeinde. Und dann wollen die Jungen kostenfreies WLAN für alle, dazu bessere Mobile-Verbindungen, mehr und kleinere Antennen. Die optimierte Anbindung an den öffentlichen Verkehr ist ebenfalls wichtig.
Die Rückmeldungen bei den Jugendlichen waren interessant und ergaben einen kleinen Einblick in neue Gedanken. Wir Thundorfer dürfen stolz auf unsere heranwachsende Generation sein.

Welche Wünsche sind noch offen?
In der Neujahrsansprache stand das Thema Sorge tragen «Sorg Geh» im Fokus. Worum sorgt sich der Gemeinderat? – Darunter fällt der Begriff «Erosion».
Würde man fragen, wer oder was bedeutet uns die Gemeinde, hiesse es vielleicht nicht oft: das sind wir gemeinsam. Heute steht oftmals nicht mehr das «Wir» im Vordergrund, sondern das «Ich». Bürgerinnen und Bürger haben Ansprüche, die sie gerne befriedigt sehen möchten. Forderungen des Bürgers an die Gemeinschaft sind Forderungen des «Ich» an das «Ihr» und nicht des «Ich» an das «Wir». Wir können bei genauem Hinsehen eine beständige Erosion des Wir-Gefühls feststellen und das sollten wir nicht einfach so hinnehmen. Wir dürfen uns in Thun­dorf glücklich schätzen, dass die starken, aktiven Vereine und weitere Personen viel für die Gemeinschaft tun.
Die grösste Herausforderung, der sich unsere Gesellschaft in den nächsten Jahren stellen muss, ist nicht die Abwicklung der Infrastrukturprojekte und deren Finanzierung – vielmehr sollten wir wieder ein: «Ich bin dabei – Denken und Handeln – auf die Beine stellen.» Eine Initiative mit dem Ziel, den bisherigen und neuen Behördemitgliedern, Freude an der Mitarbeit zu ermöglichen.

So gesellen sich zu meinen Wünschen nach Gesundheit, Glück und Erfolg auch der Wunsch, dass es uns gelingt, aus etwas weniger «Ich»-Bezogenheit ein viel grösseres «Wir»-Gefühl für ein gemeinsames Miteinander aufzubauen.

Herzlichen Dank für das Interview und viel Erfolg. 
Manuela Olgiati