Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 23.12.2017

Eigentum beliebt, Miete harzt

Neuer Risikoindikator zum Leerwohnungsbestand

Die Nachfrage nach Wohneigentum ist anhaltend hoch. Anders sieht es hingegen bei Mietwohnungen aus: Der Leerwohnungsbestand weitet sich aus und bewegt sich in etlichen Gemeinden im Risikobereich, wie eine neue Studie feststellt. Liegenschaftsexperte Werner Fleischmann analysiert den Markt differenziert.

 

 

Werner Fleischmann, Inhaber von Fleischmann Immobilien, hat die Entwicklung des Immobilienmarktes und insbesondere des Leerwohnungsbestandes analysiert. Dabei stützt er sich auf eine Studie des Informations- und Ausbildungszentrums für Immobilien (IAZI), die von der Handelszeitung erstmals in Auftrag gegeben wurde.

Frauenfeld auf Rang 9
Autor der Studie ist Christof Zöllig, Berater und Analyst beim IAZI. Er hat eine Risikogewichtung der Leerwohnungsziffer anhand der bewilligten Bauprojekte vorgenommen und damit beobachtet, wo reger Wohnungsbau auf einen hohen Leerwohnungsbestand trifft. In einer erweiterten Studie wurden die Bauprojekte der letzten beiden Jahre berücksichtigt. «Im gesamtschweizerischen Vergleich», so Fleischmann, «steche der Thurgau beim Leerwohnungsbestand traditionell hervor.» Der durchschnittliche Leerwohnungsbestand bei Mietwohnungen in der Schweiz betrug am 1. Juni 2017 gemäss dem Bundesamt für Statistik 1.47 Prozent. Im Thurgau ist die Ziffer auf 2.0 Prozent angestiegen. Schweizweit liegt der mittlere Wert des Risikoindikators bei 2.2. Wenn der Wert einer Gemeinde darüber liege, sei sie gut im Auge zu behalten, meint Zöllig. Der Thurgau bietet tatsächlich ein ernüchterndes Bild: Von den zehn Gemeinden mit über 5000 Einwohnern liegen deren neun über dem Schweizer Mittel. Frauenfeld liegt auf Rang 9 mit einem Risiko­indikator von 2.4 und einem Leerwohnungsbestand von 0.89 Prozent.

Risiko in den meisten Gemeinden
Werner Fleischmann stellt fest: «Die Zahlen belegen, dass das Risiko zu noch mehr Leerwohnungsbestand weiter zunehmen wird. Das erklärt sich auch mit der schon lange anhaltenden regen Bautätigkeit, die nochmals zugenommen hat. Der Risikoindikator des Leerwohnungsbestandes untermalt meinen Eindruck: In diversen Gemeinden wird es nur schwer möglich sein, die Mietwohnungen in nützlicher Frist zu vermieten. Damit ist die den Investoren vorgerechnete Rendite gar nicht realistisch.» Die Wohneigentumsquote hingegen werde, so Fleischmann, weiter hoch bleiben: Sie ist gemäss den aktuellsten Zahlen des Bundesamts für Statistik kontinuier­lich auf 48 Prozent im Jahr 2015 gestiegen und liegt weit über dem Schweizer Schnitt. (zvg)