Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.12.2017

Das Beste oder nichts

Die Varianten einer möglichen Stadt­entlastung, die Stadt und Kanton präsentiert haben, sorgen für angeregte Diskussionen. Für die IG Schmetterling, Bürgergruppe für eine lebendige Stadt, steht fest: Es kommt nur eine Möglichkeit infrage.

 

 

Die Vorschläge von Stadt und Kanton, wie der Stadtkern von Frauenfeld mit einer Umfahrung entlastet werden könnte, rufen starke Reaktionen hervor: Die einen fürchten, dass Wohnquartiere von Durchfahrtsschneisen zerschnitten werden könnten, die anderen wollen gar keine neuen Strassen. Die IG Schmetterling beschäftigt sich schon seit gut zwei Jahren intensiv mit Möglichkeiten zur Stadtentlastung – für sie ist nur eine Variante wirklich sinnvoll: der unterirdische Tunnel von Variante 18, der sogenannte «Schmetterling».
Die Argumente sind zahlreich und stichhaltig: zuallererst die grosse Entlastungswirkung, der eigentliche Zweck des ganzen Projekts. Hier ist die Variante 18 Spitzenreiter mit 65% durchschnittlicher Entlastung an den neuralgischen Punkten rund um Rathausplatz, Rheinstrasse, Promenade, Vorstadt. Architekt Bruno Stäheli von der IG Schmetterling hat genau nachgerechnet und alle sieben Varianten daraufhin geprüft, wie sich die versprochene Entlastung nach heutigem Empfinden auswirken würde. Da der Verkehr jährlich um ca. 1% zunimmt, ist es schwierig vorstellbar, wie wir weniger Verkehr in 20 Jahren wahrnehmen – der Mehrverkehr schluckt einen grossen Teil der prognostizierten Entlastung durch die Umfahrungsstrasse. Es zeigt sich, dass auch in dieser Rechnung die Variante 18 mit 58 % Entlastungswirkung gegenüber der heutigen Verkehrssituation die anderen Möglichkeiten deutlich übertrifft.
Der Tunnel im Abschnitt Rheinstrasse sei ausserdem der einzige mehrheitsfähige Vorschlag – die Quartiere blieben verschont von einer stark befahrenen Durchfahrtsstrasse, das Stadtgefüge würde grossteils intakt bleiben, dem ÖV sowie Langsamverkehr stünden mehr Verkehrsfläche zur Verfügung. Dass die Variante 18 die teuerste Option sei, entkräftet die IG Schmetterling, indem sie einerseits auf die sehr gute Kosten-Nutzen-Relation hinweist und andererseits auf die Ungenauigkeit in der Kostenschätzung von plus/minus 40%. Der Spielraum sei hier zu gross, um eindeutige Aussagen zu treffen.
Grundsätzlich sieht die IG Schmetterling den Moment für einen mutigen Schritt gekommen – man sei jetzt gefordert, einen wirklich effektiven Weg zu verfolgen, anstatt den Stadtkern «ein bisschen» zu entlasten. Bruno Stäheli betont, es gehe ihm nicht darum, seine Idee durchzusetzen, sondern um die beste Lösung für die Stadt. Angesichts der Tragweite der Entscheidung ist in diesem Fall tatsächlich nur das Optimum gut genug.

Miriam Waldvogel