Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.01.2017

Marcel Hugs bisher erfolgreichste Saison

Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug (Pfyn) darf auf eine lange und sehr anstrengende, aber auch enorm aufregende und besonders erfolgreiche Saison 2016 zurückblicken. Und er schaut natürlich auch vorwärts.

 

 

Der jetzt im Luzernischen wohnhafte Marcel Hug darf frohgemut vermelden: «Es war sogar die erfolgreichste Saison in meiner bisherigen 20-jährigen Laufbahn. Für mich persönlich waren drei Erfolge herausragend: Weltrekordzeit über 5000 m in Sharjah, Siege an den Major Marathons und natürlich die Paralympics in Rio.»
Das Jahr 2016 begann für Marcel Hug allerdings mit einem Dämpfer. Gleich beim ersten Bahnmeeting konnte der 30-Jährige in Sharjah, in den Vereinig­ten Arabischen Emirate, seinen Weltrekord über 5000 m um 4 Sekunden unterbieten. Weil es der Veranstalter leider versäumt hat, dafür zu sorgen, dass die nötigen Formulare zur rechten Zeit beim International Paralympic Commitee eintreffen, konnte der Rekord nicht anerkannt werden.
An allen sechs grossen Städte-Marathons (Boston, London, Rio, Berlin, Chicago und New York), die zu den Major Marathons gehören, konnte Hug gewinnen. Einzig Tokyo liess der Pfyner aus. Trotzdem vermochte er die World Marathon Wheelchair Series für sich zu entscheiden. Diese Serie, die es schon länger für die Läufer gibt, fand zum ersten Mal statt. Der Thurgauer durfte erfreut festhalten: «Bemerkenswert ist, dass ich alle Marathons in einem knappen Schlusssprint meist gegen Kurt Fearnley (Aus) entscheiden musste. Dabei kam mir meine Sprintstärke zugute, die ich auch auf der Bahn brauche.»
Immer noch fast hörbar ist Hugs Aufatmen, wenn er über Rio spricht: «Endlich konnte ich mir den Buben-Traum der Paralympic-Goldmedaille erfüllen. Über 800 m und auch im Marathon. Dazu gewann ich über 1500 m und 5000 m Silber.» Die letzten vier Jahre standen ganz im Zeichen der Paralympics in Brasilien. Darum ist ausnahmsweise ein bisschen Relaxen angesagt: «Nachdem ich auf dem Gipfel meiner Ziele angelangt bin, gönne ich mir eine längere Trainingspause.»
Eigentlich logisch, dass ob all der
Triumphe der Pfyner wieder mehrere Auszeichnungen in Empfang nehmen durfte. Unter anderem wurde er erstmals zum Thurgauer des Jahres gekürt und an den Schweizer Sport Awards holte er sich vor illustrem Fernseh-Publikum bereits zum fünften Male den Titel als Schweizer Behindertensportler des Jahres. Und seit neustem ist er, wie schon 2014, für die höchste internationale Auszeichnung wieder einer von zahlreichen Kandidaten; für die Laureus Sport Awards.
In diesem Jahr finden in London die Weltmeisterschaften statt. Wiederum einen hohen Stellenwert haben werden für Hug die Marathons mit der Major Series. Grössere Änderungen bezüglich Training oder Regeneration sind nicht geplant. Aber zwei neue Projekte im Materialbereich stehen an. Zum einen will Marcel Hug versuchen, «meine Handschuhe von einem 3D-Drucker nachzubauen und zum anderen hat mein Rollstuhlhersteller wieder einen Prototyp entwickelt. Dabei sind die Aluminium-Komponenten durch leichtere Magnesium-Teile ersetzt worden.»
Ausruhen auf dem Erreichten ist Rückschritt, dass möchte Marcel Hug vermeiden. Einen Blick richtet er bereits Richtung Paralympics 2020 in Tokio. Und schon längst ein Dorn im Auge ist ihm der Weltrekord im Marathon: «Der ist mittlerweile 17 Jahre alt. Es wird endlich Zeit, dass er geknackt wird.» Am liebsten von ihm natürlich.
Übrigens: Am Freitag, dem 20. Januar, ist Marcel Hug das klare Aushängeschild bei der Vereins- und Sportler-Ehrung in Pfyn. (rs/hmh)